Jour fixe November 22 – Winterreise von Hans Zender

Montag, 07.11.22, 20 Uhr, Capella hospitalis

Teutoburger Str. 50, Bielefeld

Als Dirigent hat sich Hans Zender (1936-2019) lebenslang beschäftigt mit dem „Interpretieren“ von klassischen Werken des Konzert- und Opernrepertoires. Und jede Interpretation hat in der Zeitkunst Musik ja in gewisser Weise einen Neuschöpfungscharakter – „so“ haben wir es nie zuvor gehört. Eine wirkliche Erfindung des Komponisten Zender war dann folgerichtig die Kategorie der komponierten Interpretation. Neben Schumann Liedern und Beethovens Diabellivariationen ist sein Zugriff auf Franz Schuberts berühmten Zyklus „Eine Winterreise“ von 1826 besonders bekannt geworden. 1993 komponierte Zender seine „Winterreise“ für Singstimme und kleines Orchester. Die Klavierbegleitung Schuberts ist komplett ersetzt, die Singstimme ist weitgehend erhalten. Die Erschütterung, die Schuberts Werk bei seinen Freunden hervorrief („ein schauriges Werk“) ist durch die Interpretationsgeschichte etwas verloren gegangen: üblicherweise stehen/sitzen zwei Herren im schwarzen Frack auf der Bühne und singen/spielen von Winter, Einsamkeit, Obdachlosigkeit und Tod? Ist das „schöne“ Musik? Durch Zenders kühnen Griff wird die romantische „Winterreise“ Schuberts durch Stilmittel der Neuen Musik wieder in ihrer Radikalität und existentiellen Erschütterung erlebbar. Anlass für diesen Musik- und Vortragsabend ist auch die Aufführung der „Winterreise“ durch TANZ BIELEFELD, die aktuell auf dem Spielplan steht (Choreographie Gregor Zöllig, Dirigent Gregor Rot)

Impulsvortrag von Jörn Buldmann, Gespräch mit Musik und Videobeispielen

Eintritt frei, um eine Spende wird gebeten